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Mi, 10.09.2025
NOAH – AFNET 6: Antikoagulation bei DDAF bleibt individuell
Eine Win Ratio Analyse der NOAH – AFNET 6 Studie zeigt: Die meisten Patient:innen mit Device-detektiertem Vorhofflimmern (DDAF) profitieren eher nicht von einer Antikoagulation. Klinische Entscheidungen sollten individuell getroffen werden. Die Ergebnisse wurden publiziert und in einer Hotline Sitzung beim ESC Kongress präsentiert.

Dr. Nina Becher, UKE, Hamburg, stellte die Analyse am 01.09.2025 in Madrid vor. (Bild: privat)
Patient:innen mit Device-detektiertem Vorhofflimmern haben ein geringeres Schlaganfallrisiko als Patient:innen mit per EKG diagnostiziertem Vorhofflimmern und vergleichbaren Schlaganfall-Risikofaktoren. Welche der Patient:innen mit DDAF eine Antikoagulation zur Schlaganfallprävention benötigen, ist noch immer eine offene Frage.
Die primäre Analyse der NOAH – AFNET 6 Studie hatte ergeben: Bei Patient:innen mit DDAF senkt die Antikoagulation zwar das relativ geringe Schlaganfallrisiko leicht, erhöht aber auch das Risiko schwerer Blutungen. Aufgrund der erwarteten Zunahme von Blutungsereignissen, während der Effekt zur Verhinderung von Schlaganfällen geringer als erwartet war, wurde die Studie vorzeitig abgebrochen. Die schwache Wirkung der Antikoagulation wurde auch in mehreren Untergruppen festgestellt.
Die Win-Ratio-Analyse umfasste insgesamt 2534 Patient:innen, die an der NOAH – AFNET 6 Studie teilnahmen. Die Komponenten des primären Wirksamkeits- und Sicherheitsendpunktes wurden in der folgenden hierarchischen Reihenfolge verwendet: (1) Tod insgesamt, (2) Schlaganfall, (3) systemische Embolie, einschließlich Myokardinfarkt und Lungenembolie, und (4) schwere Blutungen. Darüber hinaus wurden win odds als Maß für die Anzahl der unentschiedenen Vergleiche zwischen Antikoagulanz und Placebo berechnet.
Aus dieser Analyse ergeben sich zwei wesentliche Feststellungen: Bei den meisten Patient:innen mit DDAF traten während der gesamten Nachbeobachtungszeit keine Ereignisse auf. Der Gesamteffekt spricht eher gegen eine Antikoagulation.
Der AFNET-Vorstandsvorsitzende Prof. Paulus Kirchhof, UKE, wissenschaftlicher Leiter von NOAH – AFNET 6, kam zu dem Schluss: „Die vorliegende Analyse deutet darauf hin, dass eine Behandlungsstrategie, die keine Antikoagulation und ein EKG alle sechs Monate vorsieht, bei Patient:innen mit DDAF akzeptabel ist. Individuelle Behandlungsentscheidungen sollten die Präferenzen der Patient:innen berücksichtigen. Weitere Analysen könnten dazu beitragen, Untergruppen von Patient:innen mit DDAF besser zu definieren, bei denen eine Antikoagulationstherapie ausreichend wirksam ist, um die Zunahme von Blutungen zu rechtfertigen.“
Publikationen:
Becher N et al. Effects of anticoagulation or placebo in patients with device-detected atrial fibrillation and multiple stroke risk factors: A win ratio and win odds analysis of the NOAH-AFNET 6 trial. ESC Kongress Abstract
Becher N et al. Effects of anticoagulation in patients with device-detected atrial fibrillation and multiple stroke risk factors: A Win Ratio analysis of the NOAH-AFNET 6 trial. Eur Heart J Qual Care Clin Outcomes. 2025 Sep 01. doi:10.1093/ehjqcco/qcaf087